Wiedergründung der Stadtwerke Weißwasser GmbH 1992
Nach der Wiedervereinigung beschlossen die Stadtverordneten am 14. November 1990 bis zum Jahresende ein Konzept zur Wiedergründung der Stadtwerke in Weißwasser erstellen zu lassen. Bis 1952 gab es bereits ein Stadtwerk in Weißwasser, welches jedoch aufgelöst und das Vermögen in Volkseigentum überführt wurde.
Die Gründung von Stadtwerken war damals eine Herausforderung. Es wurden nicht nur bewährte kommunale und regionale Strukturen aufgebrochen, sondern es mussten auch Voreingenommenheiten und Ängste der damaligen Beschäftigten bewältigt werden. Jedoch waren mit einer Neugründung auch viele Chancen und eine sichere Versorgung der Stadt verbunden.
Zu dieser Zeit kam es in den neuen Bundesländern zum sogenannten Energiestreit. Die westdeutschen Energieversorgungsunternehmen wollten die ostdeutschen Energiekombinate unter sich aufteilen und die Kommunen dabei außer Acht lassen. Diese verfolgten jedoch ein anderes Ziel. Städte und Gemeinden wollten die Energieversorgung im eigenen Hoheitsgebiet selbst regeln. Zeitgleich setzte man in Weißwasser dieses Vorhaben um und gründete am 4. September 1991 eine zweckgebundene Arbeitsgruppe. Die Kernaufgabe war die Erarbeitung eines Konzepts zur Gründung der Stadtwerke Weißwasser GmbH.
Zur Schlichtung des Energiestreits wurde das Bundesverfassungsgericht von den Kommunen angerufen. Durch eine Einigung wurde es den Kommunen ermöglicht Stadtwerke zu errichten, wenn die zuständige Landesbehörde die Erlaubnis dazu gab. Die sächsische Landesregierung erteilte diese Erlaubnis. Bereits fünf Monate vorher, am 3. April, hatten die Stadtverordneten den Beschluss zum Vollzug der Gründung der Stadtwerke und zur Bestätigung des Gesellschaftervertrages gefasst. Am 27. August 1992 wurde die Wiedergründung der Stadtwerke Weißwasser GmbH vollzogen.
Mit acht Mitarbeitern haben die Stadtwerke Weißwasser angefangen die Übernahme der Versorgungsleistung für die Stadt vorzubereiten. Am 16. Februar 1993 wurde die Gesellschaft in das Handelsregister beim Amtsgericht Dresden eingetragen mit dem Firmensitz in der Friedrich-Fröbel-Straße 6 bis 10. Der Prozess der Legitimierung und rechtlichen Selbstständigkeit wurde damit abgeschlossen.
Die Übertragung der Versorgungsleistungen auf die Stadtwerke nahm seinen Lauf. Am 1. April 1993 übergab die COWAG i.L. den Stadtwerken die Trinkwasserversorgung von Weißwasser. Ebenfalls wurde die Abrechnung der Abwassergebühren der Kläranlagen Weißwasser GmbH i.G. durch die hiesigen Stadtwerke übernommen. Die rechtlichen Voraussetzungen für die Übergabe der örtlichen Versorgungsanlagen der Bereiche Wasser, Gas, Strom und Fernwärme an die Stadtwerke GmbH wurden per Beschluss des Stadtparlaments am 28. April 1993 geschaffen.
Das erste große Projekt der neu gegründeten Gesellschaft begann 1993 mit der Umstellung des Stadtgasnetzes in Weißwasser auf das sparsame und umweltfreundliche Erdgas. Bereits im Januar 1993 erhielten die Gaskunden in der ersten Erdgasinformation Einblicke in das Vorhaben. Am 6. September wurde dann mit der Umstellung des Stadtgasnetzes begonnen.
Bereits einige Monate nach der Gründung engagierten sich die Stadtwerke öffentlich und zeigten ihr Interesse für die Stadt als Sponsor im Kinder- und Jugendsportbereich. Die Jugendmannschaft des SV Grün-Weiß Weißwasser erhielt im September 1993 eine komplette Fußballausrüstung.
Die sächsische Staatsregierung genehmigte im Juni 1993 die Versorgung Dritter mit Gas auf dem Gebiet der Stadt Weißwasser. Kurze Zeit später, am 1. Juli 1993, übernahmen die Stadtwerke die gesamte Gasversorgung der Stadt von der SpreeGas AG. Zeitgleich hat die Kläranlage Weißwasser GmbH die Abrechnung ihrer Leistungen und Kunden wieder in eigene Hände genommen.
Für mehr Kundennähe und kürzere Wege war die Abrechnung von nun an direkt auf dem Gelände der Kläranlage angesiedelt. Angesichts der wachsenden Aufgaben und der Verantwortung in der laufenden Versorgung der Stadt hatte die Übertragung der Aufgabenerfüllung an die Klärwerke keine negativen Auswirkungen auf das Unternehmen der Stadtwerke.
In der Vorbereitung für die Strom- und Fernwärmeversorgung traten die Stadtwerke zeitweilig einer Interessengemeinschaft ostdeutscher Stadtwerke bei. Im Streit mit dem Stromkonzern RWE sollte eine Einigung im Streit um das kommunale Stromvermögen erreicht werden. Der Erfolg dieser Zusammenarbeit zeichnete sich dadurch aus, das Weißwasser am 21. Dezember 1993 die Genehmigung zur Versorgung Dritter mit Strom auf dem derzeitigen Gemeindegebiet der Stadt erlangte. Die Stadtwerke Weißwasser übernahmen nun auch die Versorgungsleistung in den Bereichen Strom und Fernwärme.
Rückblickend betrachtet erwies sich die Arbeit der Stadtwerke in den ersten Jahren als sehr erfolgreich. Zum Jahresende beschäftigte die Gesellschaft bereits 92 Mitarbeiter.
Quelle: Stadtwerke Weißwasser GmbH - Die Stadtwerke - Entwicklung der Versorgungsaufgaben in den letzten 100 Jahren